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Schlüssel zum Familienglück

Ein gutes Verhältnis zu den Schwiegereltern

Ein gutes Verhältnis zu den Schwiegereltern

Jenny *: „Roberts Mutter hatte ständig etwas an mir auszusetzen. Aber ihm ging es bei meinen Eltern auch nicht viel besser. Ich habe vorher eigentlich nie erlebt, dass sie jemandem so grob gekommen sind. Die Besuche bei seinen oder meinen Eltern waren für uns beide jedes Mal eine Tortur.“

Robert: „Meiner Mutter war niemand gut genug für ihre Kinder, also konnte ihr Jenny schon gleich von Anfang an nichts recht machen. Und mir ging es bei ihren Eltern genauso. Sie haben nichts Gutes an mir gelassen. Das Problem war, dass sich nach solchen Zwischenfällen dann jeder hinter seine Eltern gestellt hat und wir beide aneinandergeraten sind.“

DER Kampf mit den Schwiegereltern: In Komödien hat man mit diesem Thema die Lacher auf seiner Seite, aber im echten Leben gibt es da nichts zu lachen. „Meine Schwiegermutter hat sich jahrelang in unsere Ehe eingemischt“, erzählt Reena aus Indien. „Ich hätte am liebsten meine Wut an ihr ausgelassen. Aber das konnte ich nicht machen und deswegen bekam mein Mann oft alles ab. Für ihn war es immer irgendwie eine Gratwanderung zwischen gutem Ehemann und gutem Sohn.“

Wieso drängen sich Schwiegereltern manchmal in die Ehe ihrer Kinder hinein? Jenny nennt einen möglichen Grund: „Vielleicht macht es ihnen zu schaffen, dass da plötzlich jemand Junges und Unerfahrenes kommt und für ihren Sohn oder ihre Tochter sorgen will.“ Reenas Mann Dilip nennt noch einen anderen Grund. „Die Eltern haben ihr Kind mit viel Mühe großgezogen und sich aufgeopfert und fühlen sich jetzt eventuell ausgebootet“, sagt er. „Kann sein, dass sie sich auch ehrlich Sorgen machen, ob ihr Sohn oder ihre Tochter für eine gute Ehe wirklich genug Erfahrung hat.“

Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Schwiegereltern manchmal regelrecht dazu animiert werden, sich einzumischen. Bei Michael und Leanne aus Australien war es so: „Leanne kommt aus einer Familie, in der man ein enges Verhältnis zueinander hatte und alles offen ausdiskutierte“, erzählt Michael. „Als dann nach unserer Heirat wichtige Entscheidungen für uns anstanden, fragte sie deshalb immer ihren Vater um Rat. Klar, er hatte viel Lebenserfahrung, aber es tat mir trotzdem weh, dass Leanne nicht zu mir kam!“

Probleme mit den Schwiegereltern können eine Ehe also eindeutig belasten. Und in jeder Ehe ist die Lage anders. Manchmal kommt der Mann mit seinen Schwiegereltern nicht so klar, manchmal die Frau. Hier zwei typische Konfliktsituationen mit einigen Tipps, was man tun kann.

SITUATION 1:

Der Partner scheint zu sehr an seinen Eltern zu hängen. Luis aus Spanien berichtet: „Meine Frau fand, sie würde ihre Eltern im Stich lassen, wenn wir nicht in ihrer Nähe wohnen. Als dann aber unser Sohn auf der Welt war, kamen auf einmal meine Eltern fast jeden Tag zu Besuch. Meine Frau war deswegen ziemlich gestresst, und das hat in unserer Ehe für einiges an Spannungen gesorgt.“

Das Problem:

Die Bibel sagt: Wenn ein Paar heiratet, wird der „Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten, und sie sollen e i n Fleisch werden“ (1. Mose 2:24). „E i n Fleisch“ zu sein bedeutet nicht nur, gemeinsam unter einem Dach zu leben. Mann und Frau gründen vielmehr eine neue Familie, und die leibliche Familie steht jetzt nicht mehr im Vordergrund (1. Korinther 11:3). Natürlich ist es nach wie vor wichtig, dass beide Ehepartner ihre Eltern ehren, was oft bedeutet, für sie da zu sein (Epheser 6:2). Was ist aber, wenn sich einer so auf seine Eltern konzentriert, dass sich der andere zurückgesetzt und vernachlässigt fühlt?

Was man tun kann:

Man sollte die Situation einmal ganz objektiv betrachten und sich fragen: Hängt mein Partner wirklich zu sehr an seinen Eltern oder habe ich einfach kein so enges Verhältnis zu meinen Eltern? Bin ich hier vielleicht sehr durch meinen familiären Hintergrund geprägt? Könnte eine Portion Eifersucht mit im Spiel sein? (Sprüche 14:30; 1. Korinther 13:4; Galater 5:26).

Bei solchen Fragen muss man sich ehrlich den Spiegel vorhalten. Das ist sehr wichtig, denn wenn die Schwiegereltern ein dauernder Streitpunkt sind, haben Ehepartner wohl eher ein Problem miteinander als mit den Schwiegereltern.

Oft gibt es in der Ehe Probleme, weil man manches einfach unterschiedlich sieht. In dem Fall wäre es gut, die Sache einmal aus der Perspektive des Partners zu betrachten (Philipper 2:4; 4:5). Adrián aus Mexiko hat das getan. „Meine Frau ist in einem schwierigen familiären Umfeld aufgewachsen“, erzählt er, „und deshalb wollte ich eher auf Distanz zu den Schwiegereltern gehen. Irgendwann habe ich dann den Kontakt ganz abgebrochen — über Jahre. Das hat unsere Ehe ziemlich belastet, weil meine Frau ja noch gern mit ihrer Familie zusammen sein wollte, besonders mit ihrer Mutter.“

Adrián hat die Situation mit der Zeit ausgeglichener gesehen: „Zu viel Kontakt mit ihren Eltern hat meiner Frau emotional nicht gutgetan, aber wenn man sich ganz aus dem Weg geht, ist das auch nicht immer die Lösung“, meint er. „Ich habe versucht, so weit es ging, ein gutes Verhältnis zu meinen Schwiegereltern aufzubauen und alles auf einem gesunden Niveau zu halten.“ *

TIPP: Jeder schreibt auf ein Blatt Papier, was ihm in puncto Schwiegereltern am meisten Sorgen macht. Es wäre gut, so anzufangen: „Ich habe das Gefühl . . .“ Dann tauscht man die Zettel aus und überlegt gemeinsam, was einem spontan zur Lösung des Problems einfällt.

SITUATION 2:

Die Schwiegereltern mischen sich ständig in die Ehe ein und geben ungefragt Rat. Nelya aus Kasachstan erinnert sich: „Die ersten sieben Jahre unserer Ehe haben wir bei der Familie meines Mannes gelebt. Meine Schwiegermutter und ich gerieten uns andauernd in die Haare, wie man Kinder richtig erzieht, wie man kocht und sauber macht. Ich hab dann mit meinem Mann und mit ihr geredet, aber das hat alles nur noch schlimmer gemacht!“

Das Problem:

Wer heiratet, ist nicht mehr in erster Linie Kind seiner Eltern. Gemäß der Bibel ist „das Haupt jedes Mannes der Christus . . .; das Haupt einer Frau aber ist der Mann“ (1. Korinther 11:3). Wie schon erwähnt, ist es dabei natürlich nach wie vor wichtig, dass beide die Eltern ehren. In Sprüche 23:22 heißt es ja: „Höre auf deinen Vater, der deine Geburt verursacht hat, und verachte nicht deine Mutter, nur weil sie alt geworden ist.“ Was aber, wenn sich die Eltern oder Schwiegereltern zu viel herausnehmen und einem ihre Ansichten aufzwingen wollen?

Was man tun kann:

Hat man das Gefühl, die Eltern mischen sich in die Ehe ein, sollte man versuchen, sich in ihre Lage zu versetzen, und sich fragen, warum sie das wohl tun. „Manchmal brauchen die Eltern die Bestätigung, dass sie für ihre Kinder immer noch wichtig sind“, meint Robert. Meistens meinen es die Eltern gar nicht so und man kann sich vielleicht die Empfehlung der Bibel zu Herzen nehmen: „Fahrt fort, einander zu ertragen und einander bereitwillig zu vergeben, wenn jemand Ursache zu einer Klage gegen einen anderen hat“ (Kolosser 3:13). Anders ist es, wenn sich die Schwiegereltern dermaßen in die Ehe hineindrängen, dass es zwischen den Ehepartnern zu Konflikten kommt. Was dann?

Manche Ehepaare haben es sich angewöhnt, klare, vernünftige Linien festzulegen. Man braucht den Eltern aber deswegen nicht gleich Vorschriften zu machen. * Oft reicht es schon aus, wenn sie deutlich sehen, dass der Ehepartner für einen zuerst kommt. Masayuki, ein Ehemann aus Japan, sagt: „Wenn die Eltern ihre Meinung vertreten, sollte man nicht zu allem sofort Ja und Amen sagen. Schließlich sind die Konstellationen jetzt anders. Man fragt besser erst mal den Partner, wie er darüber denkt.“

TIPP: Man bespricht als Ehepaar, wie das Verhalten der Eltern die Ehe genau belastet. Dann schreibt man gemeinsam auf, wo man klare Linien festlegen kann und wie man sie konsequent einhalten und dabei die Eltern trotzdem ehren kann.

Konflikte mit den Schwiegereltern lassen sich oft entschärfen, wenn man sich über ihre Motive klar wird und die Unstimmigkeiten nicht zum Streitpunkt in der Ehe werden lässt. Jenny gibt zu: „Wenn ich mich mit meinem Mann über unsere Eltern unterhalten habe, wurde es oft ziemlich emotional, und es war auch schnell klar, dass man dem anderen sehr wehtun kann, wenn man ihm die Schwachpunkte seiner Eltern vorhält. Wir haben es uns dann aber abgewöhnt, ihre Schwächen als Keule zu benutzen, und konzentrieren uns mehr auf das eigentliche Problem. Das hat uns als Ehepaar sehr zusammengeschweißt.“

^ Abs. 3 Namen geändert.

^ Abs. 14 Begehen die Eltern schwere Verfehlungen — besonders wenn es immer wieder geschieht und es ihnen nicht leidtut —, kann das natürlich eine echte Belastungsprobe für die Familie werden, und es ist nur verständlich, wenn man dann den Kontakt einschränkt (1. Korinther 5:11).

^ Abs. 19 Manchmal ist es nötig, mit den Eltern oder den Schwiegereltern ein offenes und deutliches Gespräch zu führen. Dabei sollte man aber nicht hart sein oder unhöflich werden (Sprüche 15:1; Epheser 4:2; Kolosser 3:12).

ZUM NACHDENKEN . . .

  • Was sind die guten Seiten meiner Schwiegereltern?

  • Wie kann ich meine Eltern ehren, ohne meinen Partner zu vernachlässigen?