1, 2. (a) Warum konnte Paulus sagen, Liebe sei die „größte“ Eigenschaft? (b) Mit welchen Fragen werden wir uns beschäftigen?

 ALS Paulus über Glauben, Hoffnung und Liebe sprach, beendete er seine Ausführungen mit den Worten: „Am größten von ihnen ist die Liebe“ (1. Kor. 13:13). Warum konnte er das sagen? Wenn sich Gottes Versprechen über die neue Welt erfüllt haben, brauchen wir nicht länger daran zu glauben oder darauf zu hoffen. Doch unsere Liebe zu Jehova und zu Menschen wird bestehen bleiben. Sie wird sogar immer weiter wachsen.

² Da die Liebe nie vergehen wird, sehen wir uns jetzt drei Fragen zu dieser Eigenschaft an: 1. Warum sollten wir einander lieben? 2. Wie können wir anderen unsere Liebe zeigen? 3. Wie können wir die Liebe zueinander stark erhalten?

3. Welche Gründe haben wir, einander zu lieben?

³ Ein wichtiger Grund, einander zu lieben, ist, dass diese Eigenschaft echte Christen kennzeichnet. Jesus sagte zu seinen Aposteln: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr Liebe zueinander habt“ (Joh. 13:35). Außerdem wirkt Liebe vereinend. Paulus bezeichnete sie als „vollkommenes Band  der Einheit“ (Kol. 3:14). Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Grund. Der Apostel Johannes schrieb an seine Mitchristen: „Wer Gott liebt, muss auch seinen Bruder lieben“ (1. Joh. 4:21). An unserer Liebe zueinander wird die Liebe zu unserem Gott sichtbar.

4, 5. Wie lässt sich veranschaulichen, dass die Liebe zu Gott mit unserer Liebe zueinander verknüpft ist?

⁴ Wie lässt sich veranschaulichen, dass unsere Liebe zu Gott eng mit der Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern verknüpft ist? Denken wir einmal an die Verbindung zwischen dem Herzen und anderen Körperteilen. Wenn ein Arzt an unserem Handgelenk den Puls misst, lässt das möglicherweise Rückschlüsse auf unsere Herzgesundheit zu. Wie kann man das auf Liebe übertragen?

⁵ So wie unser Puls einem Arzt Informationen über den Zustand unseres Herzens liefern kann, verrät unsere Liebe zu anderen etwas über unsere Liebe zu Gott. Wenn wir merken, dass die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern schwächer geworden ist, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass auch unsere Liebe zu Gott schwächer geworden ist. Zeigen wir anderen jedoch immer wieder unsere Liebe, ist das ein Anzeichen für eine starke Liebe zu Gott.

6. Warum sollten wir es ernst nehmen, wenn wir merken, dass die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern schwächer geworden ist? (1. Johannes 4:7-9, 11).

⁶ Wenn die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern abgenommen hat, ist das ein Warnsignal. Unsere Freundschaft zu Jehova könnte nämlich in Gefahr sein. Das machte der Apostel Johannes deutlich, als er schrieb: „Wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, kann Gott nicht lieben, den er nicht gesehen hat“ (1. Joh. 4:20). Der Lehrpunkt für uns: Wir können Jehova nur gefallen, wenn wir einander lieben. (Lies 1. Johannes 4:7-9, 11.)

7, 8. Wie können wir unsere Liebe zueinander zeigen?

⁷ In Gottes Wort werden wir immer wieder dazu aufgefordert, „einander zu lieben“ (Joh. 15:12, 17; Röm. 13:8; 1. Thes. 4:9; 1. Pet. 1:22; 1. Joh. 4:11). Doch Liebe ist eine Eigenschaft, die wir tief im Innern empfinden, und kein Mensch kann in unser Herz sehen. Wie also wird unsere Liebe zu anderen sichtbar? Durch das, was wir sagen, und durch das, was wir tun.

⁸ Es gibt verschiedene Möglichkeiten, unseren Brüdern und Schwestern zu zeigen, dass wir sie lieben. Hier einige Beispiele: „Redet die Wahrheit miteinander“ (Sach. 8:16). „Haltet Frieden untereinander“ (Mar. 9:50). „Ergreift die Initiative, wenn es darum geht, einander Ehre zu erweisen“ (Röm. 12:10). „Heißt euch … gegenseitig willkommen“ (Röm. 15:7). „Vergebt einander großzügig“ (Kol. 3:13). „Tragt einander weiter die Bürden“ (Gal. 6:2). „Tröstet euch … gegenseitig weiter“ (1. Thes. 4:18). „Baut einander auf“ (1. Thes. 5:11). „Betet füreinander“ (Jak. 5:16).

9. Warum ist es ein Ausdruck von Liebe, wenn wir andere trösten? (Siehe auch das Bild.)

⁹ Greifen wir eine der gerade erwähnten Möglichkeiten heraus, Liebe zu  zeigen – die Aufforderung von Paulus: „Tröstet euch … gegenseitig weiter.“ Warum ist es ein Ausdruck von Liebe, einander zu trösten? Gemäß einem biblischen Nachschlagewerk vermittelt das Wort, das Paulus hier für „trösten“ verwendet, den Gedanken, neben jemandem zu stehen und ihm Mut zu machen, wenn er schwere Zeiten durchlebt. Unser Trost kann also dazu beitragen, dass jemand, der sich in einer schwierigen Lage befindet, auf dem Weg des Lebens bleibt. Jedes Mal, wenn wir unserem Bruder oder unserer Schwester zur Seite stehen, zeigen wir unsere Liebe (2. Kor. 7:6, 7, 13).

10. Welche Verbindung besteht zwischen Trost und Mitgefühl?

¹⁰ Trost ist untrennbar mit Mitgefühl verbunden. Warum kann man das sagen? Ein mitfühlender Mensch möchte das Leid anderer unbedingt lindern und spendet deshalb Trost. Andere zu trösten setzt also Mitgefühl voraus. Interessanter­weise sagte Paulus über Jehova, er sei „der Vater tiefen Mitgefühls und der Gott allen Trostes“ (2. Kor. 1:3). Laut einer Studienanmerkung beschreibt Paulus hier „ein Gefühl tiefen Mitempfindens und Mitleids. Gott wird als der Vater, d. h. als der Ursprung, tiefen Mitgefühls bezeichnet; es strömt aus ihm heraus wie aus einer Quelle.“ Und es bewegt ihn dazu, uns „in allen unseren Prüfungen“ zu trösten (2. Kor. 1:4). So wie kühles Quellwasser einen Durstigen erfrischt, belebt der Trost Jehovas alle Nieder­geschlagenen. Wie können wir Jehova darin nachahmen, Mitgefühl zu empfinden und Trost zu spenden? Eine Möglichkeit ist, Eigenschaften zu entwickeln, die uns dabei helfen.

11. Welche Eigenschaften helfen uns an der Liebe festzuhalten, die nötig ist, um andere zu trösten? (Kolosser 3:12; 1. Petrus 3:8).

¹¹ Um die Aufforderung „tröstet euch … gegenseitig weiter“ befolgen zu können, müssen wir an unserer Liebe festhalten. Wie schaffen wir das? Entwickeln wir Bruderliebe, inniges Erbarmen und Güte. (Lies Kolosser 3:12; 1. Petrus 3:8.) Wenn diese Eigenschaften zu Wesenszügen von uns werden, können wir gar nicht anders, als diejenigen zu trösten, die es gerade schwer haben. Jesus sagte: „Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Der gute Mensch holt Gutes aus seinem guten Schatz hervor“ (Mat. 12:34, 35). Unsere Brüder und Schwestern zu trösten ist eine sehr gute Möglichkeit, ihnen zu zeigen, dass wir sie lieben.

12. (a) Worauf müssen wir aufpassen? (b) Um welche Frage geht es jetzt?

¹² Wir alle „wollen einander weiter lieben“ (1. Joh. 4:7). Was wir aber nicht vergessen dürfen: Jesus warnte davor, dass „die Liebe der meisten erkalten“ würde (Mat. 24:12). Damit wollte er natürlich nicht andeuten, dies würde auf einen Großteil seiner Nachfolger zutreffen. Dennoch müssen wir aufpassen, dass der Mangel an Liebe in der Welt nicht auf uns abfärbt. Stellen wir uns vor diesem Hintergrund die Frage: Wie lässt sich herausfinden, ob unsere Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern stark ist?

13. Was kann unsere Liebe auf die Probe stellen?

 ¹³ Wie stark unsere Liebe zu anderen ist, erkennt man unter anderem daran, wie wir auf bestimmte Situationen reagieren (2. Kor. 8:8). Der Apostel Petrus schrieb: „Vor allem habt tiefe Liebe zueinander, denn Liebe deckt eine Menge von Sünden zu“ (1. Pet. 4:8). Die Schwächen und Fehler anderer können unsere Liebe also auf die Probe stellen.

14. Was sollte unsere Liebe gemäß 1. Petrus 4:8 auszeichnen? Veranschauliche es.

¹⁴ Sehen wir uns die Worte von Petrus noch etwas genauer an. Im ersten Teil von Vers 8 fordert er uns dazu auf, „tiefe Liebe“ zueinander zu haben. Das Wort, das Petrus für „tief“ gebraucht, bedeutet wörtlich „ausgestreckt“. Im zweiten Teil des Verses geht er darauf ein, wie sich diese Liebe auswirkt. Sie deckt die Sünden unserer Glaubensbrüder zu. Das könnte man wie folgt veranschaulichen: Stellen wir uns unsere Liebe als dehnbares Stück Stoff vor. Dieses ziehen wir so weit auseinander, dass es nicht eine, nicht zwei, sondern eine „Menge von Sünden“ zudeckt. Das Wort „zudecken“ ist eine bildhafte Beschreibung  für Vergebung. So wie ein Stück Stoff einen Makel bedecken kann, kann unsere Liebe die Schwächen und Fehler anderer zudecken.

15. Was werden wir schaffen, wenn die Liebe zu unseren Glaubensbrüdern stark genug ist? (Kolosser 3:13).

¹⁵ Unsere Liebe sollte so stark sein, dass wir die Unvollkommen­heiten unserer Brüder und Schwestern vergeben können – selbst wenn uns das manchmal alles andere als leicht fällt. (Lies Kolosser 3:13.) Springen wir über unseren Schatten und schaffen es zu vergeben, zeugt das von starker Liebe und dem Wunsch, Jehova zu gefallen. Was kann uns noch helfen, mit den Fehlern und Eigenarten anderer zurechtzukommen?

16, 17. Was kann uns helfen, über kleinere Fehler hinwegzusehen? Veranschauliche es. (Siehe auch das Bild.)

¹⁶ Konzentrieren wir uns auf die positiven Seiten unserer Brüder und Schwestern, nicht auf die negativen. Dazu ein Vergleich: Angenommen, du verbringst einen schönen Abend mit Freunden. Bevor ihr euch voneinander verabschiedet, macht ihr noch ein Gruppenfoto. Für den Fall, dass das erste Foto nicht gelingt, machst du sicherheitshalber drei. Beim Ansehen merkst du, dass jemand auf einem der Fotos seltsam schaut. Was  würdest du damit machen? Du würdest es sicher löschen. Schließlich hast du ja noch zwei andere Bilder, auf denen alle in der Gruppe lächeln.

¹⁷ Wir könnten solche Fotos mit Erinnerungen vergleichen. Wenn wir mit unseren Brüdern und Schwestern Zeit verbringen, entstehen in der Regel schöne Erinnerungen. Doch stell dir vor, dass dich jemand bei einer dieser Gelegenheiten verletzt hat. Was machst du mit dieser Erinnerung? Du könntest versuchen sie zu löschen, genauso wie ein misslungenes Foto (Spr. 19:11; Eph. 4:32). Warum sollten wir die Fehler unserer Brüder abspeichern, wenn uns doch so viele schöne Erinnerungen mit ihnen verbinden? Es sind die schönen Momente, die wir nicht vergessen wollen.

18. Über welche Aspekte der Liebe haben wir in diesem Artikel gesprochen?

¹⁸ Warum sollten wir die Liebe zueinander stark erhalten? Wie wir gesehen haben, wird an der Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern die Liebe zu unserem Gott sichtbar. Wie zeigen wir einander Liebe? Eine Möglichkeit ist, uns aus Mitgefühl gegenseitig zu trösten. Und wie bleibt unsere Liebe zueinander stark? Indem wir uns von ganzem Herzen bemühen, anderen zu vergeben.

19. Warum kommt es heute besonders auf Liebe an?

¹⁹ Warum ist es heute besonders wichtig, Liebe füreinander zu empfinden? Petrus liefert einen Grund: „Das Ende aller Dinge ist nah. Habt daher … tiefe Liebe zueinander“ (1. Pet. 4:7, 8). Worauf müssen wir uns einstellen, je näher das Ende rückt? Jesus sagte: „Wegen meines Namens werden euch alle Völker hassen“ (Mat. 24:9). Diesem Hass müssen wir mit Einheit begegnen. Dann werden Satans Bemühungen scheitern, uns zu entzweien. Liebe, das „vollkommene Band der Einheit“, wird uns fest zusammenschweißen (Kol. 3:14; Phil. 2:1, 2).