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Ist Gott verantwortlich?

Ist Gott verantwortlich?

Ist Gott verantwortlich?

IN DER Bibel heißt es, dass „Gott Liebe ist“ (1. Johannes 4:8). Er ist auch gerecht und barmherzig. „Der FELS, vollkommen ist sein Tun, denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; gerecht und gerade ist er“ (5. Mose 32:4).

Als Schöpfer hat Jehova Gott nicht nur die Fähigkeit, alles vorherzusehen, was Schaden verursachen kann, er hat auch die Macht, einzugreifen. Wenn man sich dies vor Augen führt und an die in der Bibel genannten Eigenschaften Gottes denkt, ist die Frage, warum er Naturkatastrophen zulässt, nur berechtigt. * Millionen sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben festgestellt, dass Gott in seinem Wort eine wirklich vernünftige Antwort gibt (2. Timotheus 3:16). Befassen wir uns einmal damit.

Sie wiesen Gottes Liebe zurück

Gemäß dem Bericht der Bibel gab Gott den ersten beiden Menschen alles, was sie für ein glückliches und sicheres Leben benötigten. Sie und ihre Nachkommen sollten das göttliche Gebot erfüllen: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde“, und die wachsende Menschheitsfamilie hätte für alle Zukunft auf Gottes Unterstützung zählen können (1. Mose 1:28).

Leider wandten sich Adam und Eva bewusst von ihrem Schöpfer ab. Sie weigerten sich, ihm zu gehorchen, und beschlossen, sich von ihm unabhängig zu machen (1. Mose 1:28; 3:1-6). Die überwiegende Mehrheit ihrer Nachkommen hat denselben Weg eingeschlagen (1. Mose 6:5, 6, 11, 12). Kurz gesagt, hat sich die Menschheit als Ganzes erwählt, ihr eigener Herr zu sein und ihr Zuhause, die Erde, ohne göttliche Anleitung zu verwalten. Jehova ist ein Gott der Liebe, der das Prinzip des freien Willens respektiert. Daher zwingt er den Menschen seine Souveränität nicht auf, selbst wenn sie einen Weg einschlagen, der ihnen zum Schaden ist. *

Dennoch hat Jehova die Menschheitsfamilie nicht aufgegeben. Bis auf den heutigen Tag lässt „er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen“ (Matthäus 5:45). Zudem hat er den Menschen die Fähigkeit gegeben, die Erde und ihre Kreisläufe zu erforschen und zu verstehen, was es ihnen ermöglicht, extreme Wetterverhältnisse und andere mögliche Gefahren wie Vulkanausbrüche mehr oder weniger exakt vorherzusagen.

Heute weiß man auch, in welchen Gebieten der Erde eher mit seismischer Aktivität oder mit extremen Wetterverhältnissen gerechnet werden muss. In manchen Ländern konnte durch solches Wissen Menschenleben bewahrt werden, weil die Bevölkerung besser informiert war und sowohl Baumethoden als auch Warnsysteme verbessert wurden. Dennoch nimmt die Zahl der Naturkatastrophen von Jahr zu Jahr zu. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex.

Leben in besonders gefährdeten Gebieten

Das Ausmaß einer Katastrophe hängt nicht immer von der Stärke der Naturgewalten ab. Häufig spielt die Bevölkerungsdichte in dem betreffenden Gebiet die größere Rolle. Gemäß einem Bericht der Weltbank leben in über 160 Ländern jeweils mehr als 25 Prozent der Bevölkerung in Gebieten mit hohem Sterberisiko durch Naturkatastrophen. „Ein im Grunde natürlicher Vorgang wird oft erst dadurch zur Katastrophe, dass immer mehr Menschen in Risikogebieten leben“, erläutert Klaus Jacob von der Columbia University (USA).

Andere Faktoren, die die Situation verschlimmern, sind rasche, planlose Verstädterung, Entwaldung und das großflächige Zubetonieren von Boden, der normalerweise Regenwasser aufnehmen würde. Vor allem die beiden letztgenannten Faktoren können verheerende Schlammlawinen und Überschwemmungen verursachen.

Oft wird auch ein Erdbeben erst durch den Faktor Mensch zu einer größeren Katastrophe, denn in der Regel fordern nicht die Schockwellen an sich die meisten Toten und Verletzten, sondern einstürzende Gebäude. Nicht ohne Grund sagen Seismologen: „Erdbeben töten keine Menschen. Gebäude töten Menschen.“

Politisches Versagen kann die Zahl der Todesopfer ebenfalls in die Höhe treiben. Die Hauptstadt eines Landes in Südamerika wurde in den vergangenen 400 Jahren drei Mal durch Erdbeben zerstört. Seit dem letzten Beben, das sich 1967 ereignete, hat sich die Einwohnerzahl auf 5 Millionen verdoppelt. „Doch Bauvorschriften zum Schutz der Bevölkerung gibt es entweder nicht oder sie werden nicht durchgesetzt“, kommentierte die Zeitschrift New Scientist.

Diese letzte Aussage trifft auch auf die Stadt New Orleans (Louisiana, USA) zu, die in einem flachen Gebiet liegt, in dem häufig Überschwemmungen drohen. Obwohl Deiche und Pumpen vorhanden waren, brachte der Hurrikan Katrina 2005 schließlich die von vielen gefürchtete Katastrophe. „Wiederholt gegebene Warnungen“ seien entweder ignoriert oder „nicht wirklich ernst genommen“ worden, hieß es in einem Bericht der Zeitung USA Today.

Ähnlich halbherzig fällt die Reaktion auf die globale Erwärmung aus, die nach Ansicht zahlreicher Wissenschaftler die Intensität wetterbedingter Katastrophen möglicherweise noch verschlimmert und zum Ansteigen des Meeresspiegels beiträgt. Offensichtlich sind somit viele Aspekte zu berücksichtigen, politische, soziale und wirtschaftliche — alles Faktoren, mit denen Gott nichts zu tun hat. Über den Menschen und seine Rolle in dem Geschehen sagt die Bibel treffend, dass er nicht imstande ist, „auch nur seinen Schritt zu richten“ (Jeremia 10:23). Hinzu kommt das Problem, dass viele auf Warnungen nicht angemessen reagieren — sei es auf Warnzeichen der Natur oder auf offizielle Warnungen.

Warnzeichen richtig deuten

Natürlich kommt es vor, dass Naturkatastrophen ohne jegliche Vorwarnung zuschlagen. „Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft . . . alle“, heißt es in Prediger 9:11. Doch oft gibt es durchaus Hinweise — in der Natur oder vonseiten einer Behörde —, dass sich etwas zusammenbraut. Diese zu kennen beziehungsweise darauf zu reagieren kann die persönliche Überlebenschance verbessern.

Als die indonesische Insel Simalur 2004 von einem Tsunami getroffen wurde, kamen bei einer Bevölkerung von vielen Tausenden nur sieben Personen ums Leben. Weil bekannt war, dass sich das Meer vor dem Eintreffen eines Tsunamis oft ungewöhnlich stark vom Strand zurückzieht, ergriffen viele die Flucht, als sie dieses Phänomen bemerkten. Auf Warnungen zu reagieren hat Menschen auch davor bewahrt, durch starke Stürme oder große Vulkanausbrüche zu Schaden zu kommen. Da die Warnzeichen der Natur manchmal schon auftreten, ehe eine offizielle Warnung gegeben wird, ist es ratsam, diese zu kennen, besonders wenn man in einem gefährdeten Gebiet lebt.

Leider „neigen Menschen dazu, die Gefahr selbst dann zu leugnen, wenn sie völlig offensichtlich ist“, sagte ein Vulkanologe. Das gilt vor allem, wenn öfter falscher Alarm gegeben wird oder die letzte Katastrophe schon lange her ist. Selbst wenn die Katastrophe unmittelbar bevorsteht, wollen manche ihren Besitz um keinen Preis zurücklassen.

In vielen Regionen sind die Menschen einfach zu arm, um in ein Gebiet zu ziehen, das ihnen mehr Sicherheit bietet. Die Tatsache, dass es solche Armut gibt, wirft jedoch kein schlechtes Licht auf den Schöpfer, sondern macht vielmehr das Versagen der Menschen deutlich. Beispielsweise geben Regierungen oft Unsummen für Waffen aus, während sie wenig unternehmen, um den Armen zu helfen.

Dennoch steht den meisten Menschen, unabhängig von ihrer Situation, ein gewisses Maß an Hilfe zur Verfügung. Worin besteht diese Hilfe? Es handelt sich um zahlreiche wertvolle Grundsätze, die Gott in der Bibel hat aufzeichnen lassen — Grundsätze, die Leben retten können, wenn man sie anwendet.

Grundsätze, die Leben retten

Gott nicht auf die Probe stellen. „Ihr sollt Jehova, euren Gott, nicht auf die Probe stellen“, heißt es in 5. Mose 6:16. Wahre Christen sind nicht abergläubisch und erwarten nicht, dass Gott sie immer und überall vor körperlichem Schaden bewahrt. Wenn Gefahr droht, befolgen sie den inspirierten Rat: „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und sich dann verbirgt, die Unerfahrenen aber sind weitergegangen und müssen die Strafe erleiden“ (Sprüche 22:3).

Leben ist wichtiger als Besitz. „Wenn jemand auch in Fülle hat, kommt doch sein Leben nicht aus den Dingen, die er besitzt“ (Lukas 12:15). Materielle Güter haben ihren Nutzen, doch für einen Toten sind sie wertlos. Wer das Leben liebt und Wertschätzung dafür hat, Gott zu dienen, wird keine unnötigen Risiken eingehen, um seinen Besitz zu bewahren (Psalm 115:17).

Tadashi aus Japan verließ unmittelbar nach einem Erdbeben im Jahr 2004 sein Haus, noch bevor offizielle Anweisungen gegeben wurden. Sein Leben war ihm wichtiger als sein Haus und seine Besitztümer. Akira, der in der gleichen Gegend lebt, schrieb, dass „das wirkliche Ausmaß des Schadens nicht von der Höhe des materiellen Verlustes abhängt, sondern von der persönlichen Einstellung. Ich habe die Katastrophe als eine gute Gelegenheit betrachtet, mein Leben zu vereinfachen.“

Offizielle Warnungen beachten. „Leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam“ (Römer 13:1, Einheitsübersetzung). Wenn die Behörden dazu auffordern, ein Gebiet zu verlassen oder bestimmte andere Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, sollte man dem Folge leisten. Tadashi befolgte den Evakuierungsbefehl und blieb der Gefahrenzone fern, um nicht durch Nachbeben verletzt zu werden oder umzukommen.

Falls vor einer drohenden Katastrophe keine offiziellen Warnungen gegeben werden, muss man die Situation genau abwägen und dann selbst entscheiden, wann und wie man reagiert. In manchen Gebieten stellen die Behörden nützliche Richtlinien für das Verhalten im Katastrophenfall zur Verfügung. Sind wir gegebenenfalls mit diesen Informationen vertraut? Haben wir sie mit unseren Angehörigen durchgesprochen? (Siehe den Kasten.) In vielen Teilen der Welt wurden in den Versammlungen der Zeugen Jehovas nach Anweisungen des jeweiligen Zweigbüros Notfallpläne für den Katastrophenfall aufgestellt. Diese haben sich bereits bestens bewährt.

Christliche Liebe durch Taten zeigen. Jesus sagte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 13:34). Menschen, die wie Christus aufopfernde Liebe zeigen, helfen einander nach Kräften, auf eine Naturkatastrophe vorbereitet zu sein oder diese zu überleben. In den Versammlungen der Zeugen Jehovas bemühen sich die Ältesten sehr gewissenhaft, im Katastrophenfall zu allen Gliedern der Versammlung Kontakt aufzunehmen, um zu klären, ob sie sich in Sicherheit befinden oder in Sicherheit gebracht werden müssen. Außerdem vergewissern sie sich, dass jedem das Lebensnotwendige zur Verfügung steht, wie sauberes Trinkwasser, Lebensmittel, Kleidung und wichtige Medikamente. Gleichzeitig nehmen Familien von Zeugen in nicht betroffenen Regionen ihre Glaubensbrüder bei sich zu Hause auf. Diese Liebe ist tatsächlich „ein vollkommenes Band der Einheit“ (Kolosser 3:14).

Werden sich Naturkatastrophen noch verschlimmern, wie manche erwarten? Möglicherweise ja, aber nicht mehr lange. Warum nicht? Weil das traurige Kapitel der Unabhängigkeit von Gott bald beendet sein wird. Danach wird die ganze Erde mitsamt ihren Bewohnern unter der liebevollen Souveränität Jehovas stehen. Das wird eine herrliche Zeit sein, wie wir im nächsten Artikel sehen werden.

[Fußnoten]

^ Abs. 3 Naturgewalten wie Erdbeben, extreme Wetterverhältnisse, Vulkanausbrüche und dergleichen sind für sich genommen noch keine Katastrophen. Dazu werden sie erst, wenn Menschen zu Schaden kommen oder ihr Hab und Gut verlieren.

^ Abs. 6 Eine ausführlichere Erklärung, warum Gott Leid und Böses vorübergehend zulässt, enthält die Artikelserie „ ,Warum?‘ Antworten auf die schwerste aller Fragen“ in der Erwachet!-Ausgabe vom November 2006. Siehe auch Kapitel 11 in dem Buch Was lehrt die Bibel wirklich?, herausgegeben von Jehovas Zeugen.

[Kasten/Bild auf Seite 7]

BIN ICH AUF EINE EVAKUIERUNG VORBEREITET?

Laut der Empfehlung einer Katastrophenschutzbehörde sollte jeder Haushalt für den Fall einer Evakuierung ein Notgepäck griffbereit haben — eine haltbare, handliche Tasche oder einen geeigneten Rucksack mit wichtigen Artikeln für den Notfall. Der Inhalt könnte wie folgt aussehen: *

▪ Kopien wichtiger Dokumente (wasserdicht verpackt)

▪ Ein Satz Auto- und Hausschlüssel

▪ Kredit- oder EC-Karten und Bargeld

▪ Trinkwasser in Flaschen und haltbare Lebensmittel

▪ Taschenlampe(n), UKW/Mittelwellen-Radio (auch für Batteriebetrieb), Handy (falls vorhanden), Ersatzbatterien

▪ Medikamente für mindestens eine Woche, Dosierungshinweise, Rezepte, Namen und Telefonnummern der Ärzte (Medikamente sollten vor Erreichen des Verfalldatums ausgetauscht werden)

▪ Erste-Hilfe-Material

▪ Feste, bequeme Schuhe und Regenkleidung

▪ Kontakt- und Treffpunktinformationen, Landkarte der Umgebung

▪ Artikel für die Versorgung der Kinder

[Fußnote]

^ Abs. 35 Die Aufstellung basiert auf einer offiziellen Liste der Stadt New York, wurde jedoch geringfügig geändert. Je nach Wohnort und Situation sind manche der genannten Artikel vielleicht weniger wichtig, während andere noch hinzugefügt werden müssten. Beispielsweise haben ältere oder behinderte Menschen besondere Bedürfnisse.

[Bildnachweis auf Seite 4]

USGS, David A. Johnston, Cascades Volcano Observatory