Die am stärksten bedrohte Wildkatze der Welt

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN SPANIEN

Das Seh- und Reaktionsvermögen eines Luchses ist schon lange sprichwörtlich. So sagt man von jemandem, der etwas sehr aufmerksam wahrnimmt, er passe auf wie ein Luchs. Der Iberische Luchs (Lynx pardinus) ist nun zu einer traurigen Berühmtheit gelangt, die nichts mit seinem Sehvermögen oder seiner Schläue zu tun hat. Er wird als die am stärksten bedrohte Katzenart der Welt angesehen. *

Vor Jahren noch fand man den Iberischen Luchs in ganz Portugal und Spanien und wohl sogar bis in die französischen Pyrenäen hinein. Heute gibt es nur noch ein paar vereinzelte Rudel in der südwestlichen Region der Iberischen Halbinsel. Und von diesen sind nur zwei Rudel für eine Züchtung brauchbar; der gesamte Luchsbestand ist alarmierend gesunken.

Nach Schätzungen gibt es inzwischen nicht einmal mehr 200 Tiere. Wie ist es zu diesem dramatischen Rückgang gekommen? Manche meinen, es liege hauptsächlich daran, dass die Lieblingsbeute des Luchses, das Kaninchen, von mehreren Myxomatose-Ausbrüchen heimgesucht worden ist. Außerdem fällt der eine oder andere Luchs immer noch Jägerschlingen zum Opfer oder wird totgefahren. Und auch seine Lebensräume werden immer mehr zerstückelt. Wie ein neuerer Bericht des World Wildlife Fund zeigt, hat das alles dazu geführt, dass die schrumpfenden Teilpopulationen nun in kleinen, isolierten Rückzugsgebieten leben.

Zwar wurden rund 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um den vom Aussterben bedrohten Luchs zu retten, dennoch stufte eine Expertengruppe die Situation unlängst als „dramatisch“ ein. Nach Angaben von Nicolás Guzmán, Koordinator des Nationalen Plans zum Schutz des Iberischen Luchses, gibt es unter den weniger als 200 Luchsen, die in freier Natur leben, nur 22 bis 32 fortpflanzungsfähige Weibchen. Wie er weiter ausführte, hängt von ihnen der Fortbestand der Spezies ab. Leider trifft das gleiche traurige Los auch viel zu viele andere prachtvolle Geschöpfe dieses Planeten.

[Fußnote]

[Bildnachweis auf Seite 18]

Foto © Fernando Ortega

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