Was macht Arbeitsplätze gefährlich?
Was macht Arbeitsplätze gefährlich?
„Mehr Tote am Arbeitsplatz als im Straßenverkehr“. Diese Überschrift steht in großen Lettern auf einem Plakat von WorkCover, einer Arbeitsschutzorganisation in Neusüdwales (Australien).
TÖDLICHE Unfälle sind natürlich nicht das einzige Problem. Jedes Jahr verletzen sich Millionen am Arbeitsplatz, und dies teilweise mit lebenslangen Folgen. Viele andere sterben vorzeitig, weil sie bei der Arbeit gefährlichen Substanzen ausgesetzt waren oder infolge von Stress am Arbeitsplatz.
Da Todesfälle und schwere Verletzungen in Verbindung mit der Arbeit in fast allen industriellen und wirtschaftlichen Bereichen vorkommen, ist die Frage berechtigt, ob der eigene Arbeitsplatz auch irgendwelche Risiken birgt. Welche gesundheitsschädigenden oder lebensbedrohlichen Situationen könnten dort entstehen?
Anhaltender Druck
Arbeitnehmer stehen oft unter enormem Druck, produktive Arbeit zu leisten. Der Ausdruck karoshi — Tod durch Überarbeitung — wurde in Japan erstmals bei Schadenersatzklagen gebraucht, die von Hinterbliebenen erhoben wurden. Laut einer dort vor längerer Zeit durchgeführten Umfrage fürchteten 40 Prozent der japanischen Büroangestellten einen möglichen Tod durch Überarbeitung. Nach Schätzung eines Anwalts, der sich auf derartige Klagen spezialisiert hat, fordert „karoshi in Japan jährlich mindestens 30 000 Opfer“.
Die japanische Polizei geht davon aus, dass die zunehmende Selbstmordrate unter 50- bis 59-Jährigen vor allem auf Schwierigkeiten am Arbeitsplatz zurückzuführen sei. Gemäß dem Buch The Violence-Prone Workplace wurde ein Arbeitgeber vor Gericht für den Selbstmord eines Angestellten verantwortlich gemacht, der am Arbeitsplatz mit Problemen überhäuft worden war.
Wie die australische Canberra Times schrieb, „haben die Amerikaner, was die Arbeitszeit angeht, die Japaner von ihrem Platz an der Weltspitze verdrängt“. Unter Schlagzeilen wie „Tödliche Arbeitszeiten“ ist daher von übermüdeten Truckern, Krankenwagenfahrern, Piloten, Bauarbeitern und Nachtschichtlern zu lesen, die bei der Arbeit ums Leben gekommen sind.
Wenn Unternehmen rationalisiert und umstrukturiert werden, um profitabel zu bleiben, lastet auf den Angestellten und Arbeitern zunehmender Produktivitätsdruck. Wie das British Medical Journal berichtet, schaden Rationalisierung und Stellenabbau der Gesundheit der Arbeitnehmer.
Gewalt am Arbeitsplatz
Überarbeitete und gestresste Angestellte gefährden nicht nur sich selbst. Wie sich bei einer
Umfrage in Großbritannien herausstellte, verbringen viele Büroangestellte einen großen Teil ihres Arbeitstages in einer spannungsgeladenen Atmosphäre, in der es häufig zu gewaltsamen Reaktionen kommt.„Jede Woche werden etwa 15 Amerikaner bei der Arbeit ermordet“, schreibt die Zeitschrift Business Week. In der Harvard Business Review heißt es hierzu: „Gewalt am Arbeitsplatz ist nicht unbedingt das Lieblingsthema der Manager. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass jedes Jahr Hunderte von Angestellten und Arbeitern ihre Kollegen tätlich angreifen oder sogar umbringen.“
Viele werden dagegen von Kunden oder Patienten angegriffen. In einem australischen Polizeibericht wurde erwähnt, aus Furcht vor Tätlichkeiten würden manche Ärzte ihre Hausbesuche mit Begleitschutz durchführen. Auch Polizisten und Lehrer gelten als gefährdet.
Gewalt am Arbeitsplatz kann sich auch in Form emotionaler Misshandlung äußern. In diesem Fall spricht die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (IAO) von psychischer Gewalt. Dazu zählt vor allem schikanöses Verhalten.
Professor Robert L. Veninga von der Universität von Minnesota (USA) berichtet, dass „fast überall auf der Welt Arbeitskräfte unter Stress und stressbedingten Krankheiten leiden“. Wie er erläuterte, bestehe „gemäß dem IAO-Weltarbeitsbericht für 1993 das zentrale Problem der Stress-Entstehung in unpersönlichen, ständig wechselnden und oftmals feindseligen Arbeitsumfeldern“.
So erhebt sich die Frage: Wie können Arbeitgeber und Arbeitnehmer für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz sorgen? Damit beschäftigt sich der folgende Artikel.