Wir beobachten die Welt
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Fahrprüfer Zielscheibe von Wutausbrüchen
„Von 1994 an ist die Zahl der Tätlichkeiten und Beschimpfungen, die gegen die 500 Fahrprüfer in Frankreich gerichtet waren, um 150 Prozent gestiegen“, meldete die Pariser Zeitung International Herald Tribune. Nicht einmal 60 Prozent aller Anwärter bestehen die 20minütige Fahrprüfung, und fast alle Anwärter, die keine teure Fahrschule besucht haben, fallen durch. Immer häufiger lassen diejenigen, die durchfallen, ihre Wut an den Prüfern aus; einige Prüfer sind bereits geschlagen oder an den Haaren aus dem Auto gezogen worden. Ein Prüfer wurde sogar von einem Mann verfolgt, der mit einer Spritze herumfuchtelte, in der sich angeblich aidsverseuchtes Blut befand. Vor kurzem feuerte ein 23jähriger Mann, der durch die Prüfung gefallen war, mit einem Gewehr Gummigeschosse auf den Prüfer ab. Um sich vor derartigen Übergriffen zu schützen, empfehlen die Prüfer, daß die Betreffenden nicht mehr persönlich, sondern per Post darüber informiert werden, ob sie die Prüfung bestanden haben oder nicht.
Gestreßte Schüler
Die Zeit der Prüfungen zum Schuljahresende hin verursacht nach Aussage der Mumbaier Zeitung Asian Age vielen Kindern in Indien zusätzlichen Streß. Das Pauken vor den Prüfungen und der Druck, gute Noten zu bekommen, wächst etlichen über den Kopf, und die Zahl derer, die einen Psychiater aufsuchen, verdoppelt sich in der Prüfungszeit. Manche Eltern sind sehr darauf bedacht, daß ihre Kinder bei den Prüfungen gut abschneiden, und versagen ihnen jegliche Unterhaltung. „Die Kinder stehen unter einem ziemlichen Druck seitens ihrer Eltern. Außerdem herrscht zwischen den Schülern Konkurrenzgeist“, bemerkte der Psychiater V. K. Mundra. Er erklärte außerdem, daß vielen Eltern „nicht bewußt ist, daß Entspannung dem Kind helfen würde, seinen Sinn zu erfrischen und danach besser zu lernen“. Dr. Harish Shetty erklärte, Prüfungsstreß habe sich „mittlerweile bis hinunter in die Grundschule verbreitet“.
Wildschweine in der Stadt
Wildschweine, die normalerweise scheue Waldbewohner sind, haben festgestellt, daß Städte nicht nur ein gutes Nahrungsangebot haben, sondern auch Schutz vor Jägern bieten. Das konnte man in der Wochenzeitung Die Woche lesen. In Berlin haben die Wildschweine in der Stadt sogar Nachwuchs bekommen. Die hungrigen Tiere halten sich nicht nur im Wald oder in Parks auf. Sie durchwühlen auch private Gärten und verspeisen Blumenzwiebeln. Die Wildschweine, die bis zu 350 Kilogramm wiegen können, haben schon viele Bürger verschreckt, die dann manchmal auf Bäumen oder in Telefonzellen Schutz suchten. Außerdem haben die Tiere zahlreiche Verkehrsunfälle verursacht. Eine Anzahl Anwohner begegnen den borstigen Eindringlingen bei ihrer Heimkehr nach Feierabend. Jemand fragte: „Wie komme ich rein, wenn zwischen Auto und Haustür 20 Wildschweine stehen?“
Teenagerehen
Wie eine jüngere Umfrage zu dem Thema „Nationale Gesundheit der Familie“ ergab, sind sage und schreibe 36 Prozent der verheirateten jungen Menschen in Indien zwischen 13 und 16 Jahre alt. In der Studie stellte sich gleichfalls heraus, daß 64 Prozent der Mädchen zwischen 17 und 19 bereits ein Kind zur Welt gebracht hatten oder schwanger waren. So konnte man es in einem Bericht der Mumbaier Zeitung Asian Age lesen. Laut dem Bericht ist bei 15- bis 19jährigen Müttern die Wahrscheinlichkeit, zufolge von Schwangerschaftskomplikationen zu sterben, doppelt so hoch wie bei den 20- bis 24jährigen. Außerdem hat sich die Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen bei den 15- bis 24jährigen in den letzten paar Jahren verdoppelt. Experten machen für diese zunehmenden Probleme eine mangelhafte Aufklärung verantwortlich sowie irreführende Informationen von seiten Gleichaltriger und der Medien, was sexuelle Themen angeht.
Vom Regen in die Traufe
„Vor dreißig Jahren litten drei von fünf Einwohnern Ägyptens an Bilharziose, einer schwächenden Krankheit, verursacht von Parasiten der Wasserschnecken“, schrieb der Economist. Durch Kampagnen zur Bekämpfung der Bilharziose mit Hilfe moderner Arzneimittel wurde die Bedrohung drastisch reduziert. Bei den ersten Kampagnen scheinen jedoch „Millionen Menschen dem Hepatitis-C-Virus ausgesetzt worden zu sein, ein potentiell tödliches Virus, das die Bilharziose möglicherweise als Ägyptens größtes Gesundheitsproblem ablöst“. Der Grund dafür ist, daß die Nadeln, die für die Injektionen gegen Bilharziose verwendet wurden, „routinemäßig wiederverwendet und selten richtig sterilisiert
wurden. ... Wissenschaftler haben das durch Blut übertragbare Hepatitis-C-Virus (HCV) vor 1988 nicht einmal identifiziert“, hieß es in der Zeitschrift. Untersuchungen ergaben jetzt, daß Ägypten „die höchste Zahl an Hepatitis-C-Fällen weltweit“ aufweist. Ungefähr 11 Millionen Ägypter — zirka jeder sechste — sollen diese Krankheit in sich tragen, die sich in 70 Prozent der Fälle zu einer chronischen Lebererkrankung entwickelt und in 5 Prozent der Fälle tödlich ausgeht. Der Artikel bezeichnete die Kampagnen als „Übertragung einer Viruserkrankung in einem — nach bisherigem Wissen — noch nie dagewesenen Ausmaß“ und führte dann weiter aus: „Der einzige Trost ist, daß ohne diese Großkampagnen weit mehr Menschen an Bilharziose gestorben wären.“Verschmutzung öffnet Stechmückenplage Tür und Tor
Wasserverschmutzung hat offensichtlich zu einer Plage von Stechmücken unweit des Chili beigetragen, der durch Arequipa fließt, eine der größten Städte Perus. Auf Grund einer Invasion kleiner Stechmücken haben die Einwohner dort die Vorräte an Insektenvertilgungsmitteln völlig aufgebraucht. Nach Aussage der in Lima erscheinenden Zeitung El Comercio ist die Plage wahrscheinlich auf eine Verseuchung des Flusses mit Chemikalien zurückzuführen. Gifte haben anscheinend viele der Kröten im Fluß getötet, die „jahrelang als natürliche biologische Kontrolle dieser Insekten gedient hatten“, führte die Zeitung aus.
Stärkere Weine
Die Polizei und Selbsthilfegruppen für Alkoholiker in Großbritannien warnen davor, daß der höher werdende Alkoholgehalt im Wein Gelegenheitstrinker betrunken machen kann. Vor zehn Jahren hatten nur spezielle Jahrgänge oder Dessertweine einen Alkoholgehalt von 13 bis 14 Prozent. Heute enthalten jedoch oftmals einfache Tafelweine bereits 14 Prozent Alkohol. Diese Weine stammen größtenteils aus Ländern wie Australien, Südafrika und Chile, wo in dem wärmeren Klima die Trauben reifer und süßer werden und einen stärkeren Wein ergeben. In einem Bericht in der Londoner Sunday Times wurde hierzu Mary-Ann McKibben, stellvertretende Direktorin von Alcohol Concern, zitiert: „Der Alkoholgehalt in Weinen wird immer höher, und für die Verbraucher, die den stärkeren Alkoholgehalt nicht berücksichtigen, ist das irreführend.“
Zu sauber?
Laut dem Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene der Universität Freiburg sind antibakterielle Wirkstoffe in einigen Haushaltsprodukten möglicherweise wirkungslos oder sogar gefährlich, so meldeten es die Westfälischen Nachrichten. „Gar nichts davon ist notwendig“, urteilt Institutsleiter Professor Franz Daschner. „Ganz im Gegenteil: Die Anwender können geschädigt werden.“ Manche der Produkte enthielten nämlich hochgradig allergieauslösende Substanzen. Riechende Wäsche müsse einfach nur gewaschen und nicht mit antibakteriellen Chemikalien behandelt werden, hieß es in dem Bericht. Der abschließende Rat von Daschner: „Ganz normales Putzen mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln genügt völlig.“
Anpassungsdruck
Eine staatliche Umfrage unter 500 Jugendlichen in England ließ erkennen, daß junge Leute „immer mehr gegen den Druck zu kämpfen haben, sich den in der Werbung und in den Medien propagierten Idealen anzupassen“, schrieb der Londoner Guardian. Während Mädchen mit diesem Druck eher dadurch fertig werden, daß sie mit engen Freunden darüber sprechen, fällt es Jungen schwerer, ihre Gefühle zu artikulieren; die Folge ist unter Umständen, daß viele ihren Ärger durch ein aggressives oder kriminelles Verhalten ausdrücken. Bei Jungen, die ein niedriges Selbstwertgefühl haben und verstärkt unter Depressionen leiden, ist die Wahrscheinlichkeit, Selbstmord zu begehen, dreimal so hoch wie bei Mädchen desselben Alters. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit bei den Mädchen, sich absichtlich zu verletzen oder an Eßstörungen zu leiden, wie Anorexie und Bulimie, viermal so hoch.
Im Stich gelassene Fußballspieler
„Über 90 Prozent der jungen Fußballspieler, die aus Afrika angeworben wurden, um in französischen Mannschaften zu spielen, enden schließlich als illegale Arbeiter ... [ohne] irgendeine Aussicht auf Integration in die französische Gesellschaft“, stand in dem Pariser Nachrichtenmagazin Marianne zu lesen. In einem offiziellen Bericht der französischen Regierung wurde das skrupellose Anwerben durch Agenten, die den Globus auf der Suche nach „Jugendlichen mit goldenen Beinen“ umreisen, scharf kritisiert. Tausende von afrikanischen Jungen (darunter zirka 300, die nicht einmal 13 Jahre alt sind) lassen sich von dem Traum einer Sportlerkarriere verlocken. Aber die allermeisten von ihnen unterzeichnen keinen offiziellen Vertrag mit einem Verein und stehen zu guter Letzt ohne einen Pfennig da. Der Kommentar der Zeitschrift: „Es gibt viel mehr traurige Geschichten in den Akten der Fußballanwälte als Glanz und Gloria.“