Der erste Brief an Timotheus 3:1-16

3  Diese Aussage ist vertrauenswürdig: Wenn sich ein Mann darum bemüht, Aufseher+ zu werden, strebt er nach guter Arbeit.  Der Aufseher muss deshalb ein Mann sein, dem nichts vorzuwerfen ist,+ der nur eine Frau hat und in seinen Gewohnheiten maßvoll ist. Er muss gutes Urteilsvermögen+ haben, ordentlich, gastfreundlich+ und lehrfähig+ sein.  Er darf kein Trinker+ und nicht gewalttätig sein, sondern soll vernünftig,+ nicht streitsüchtig+ und nicht geldliebend+ sein,  ein Mann, der seinem eigenen Haushalt* gut vorsteht und der Kinder hat, die gehorsam sind und sich gut benehmen.+  (Denn wenn jemand seinem eigenen Haushalt nicht vorstehen* kann, wie soll er dann für die Versammlung* Gottes sorgen?)  Er darf kein Neubekehrter+ sein, damit er nicht vor Stolz aufgeblasen wird und das Urteil erhält, das über den Teufel gefällt worden ist.  Außerdem muss er bei Außenstehenden einen guten Ruf* haben,+ damit ihm nichts vorzuwerfen ist* und er nicht in eine Schlinge des Teufels gerät.  Auch Dienstamtgehilfen+ müssen ernsthaft sein. Sie dürfen nicht doppelzüngig sein, nicht übermäßig viel Wein trinken und nicht auf unehrlichen Gewinn aus sein.+  Sie sollen das heilige Geheimnis des Glaubens mit reinem Gewissen bewahren.+ 10  Sie müssen auch erst auf ihre Eignung geprüft werden. Dann können sie, wenn sie frei von Anklage+ sind, als Diener tätig sein. 11  Frauen müssen ebenfalls ernsthaft sein. Sie dürfen nicht verleumderisch+ sein und müssen in ihren Gewohnheiten maßvoll und in allem treu sein.+ 12  Ein Dienstamtgehilfe soll der Mann von nur einer Frau sein und muss seinen Kindern und seinem eigenen Haushalt gut vorstehen. 13  Denn die Männer, die auf gute Weise dienen, erwerben sich einen guten Ruf und können im Glauben an Christus Jesus frei und offen reden. 14  Ich schreibe dir das, obwohl ich hoffe, bald zu dir zu kommen. 15  Doch falls ich aufgehalten werde, sollst du wissen, wie du dich im Haus Gottes zu benehmen hast+ – in der Versammlung des lebendigen Gottes, die eine Säule und Stütze der Wahrheit ist. 16  Ja, das heilige Geheimnis dieser Gottergebenheit ist unbestreitbar groß: „Er wurde als Mensch offenbart+ und als Geist für gerecht erklärt*.+ Er erschien Engeln+ und wurde unter den Völkern gepredigt.+ Man glaubte an ihn in der Welt+ und er wurde in Herrlichkeit aufgenommen.“+

Fußnoten

Oder „Familie“.
Oder „führen“.
Oder „Gemeinde“.
Wtl. „Zeugnis“.
Oder „er keine Schande über sich bringt“.
Oder „gerechtgesprochen“.

Studienanmerkungen

Diese Aussage ist vertrauenswürdig: Einige sind zwar der Ansicht, der Satz beziehe sich auf das Vorangehende (1Ti 2:15), er passt jedoch besser zum Folgenden. Im weiteren Verlauf zählt Paulus auf, welche Anforderungen an Aufseher gestellt werden. Der Einleitungssatz soll offenbar die Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken.

sich … bemüht: Das entsprechende griechische Verb bedeutet wtl. „sich ausstrecken“. Es bringt zum Ausdruck, dass es Anstrengungen kostet, sich als Aufseher zu eignen. Es ist aber trotz Unvollkommenheit möglich, die von Paulus genannten Voraussetzungen zu erfüllen, wenn man konsequent an sich arbeitet (1Ti 3:2-10, 12, 13). Natürlich sollten alle Christen diesen Anforderungen entsprechen, nicht nur Brüder mit einer Dienstaufgabe. (Vgl. Rö 12:3, 18; Php 4:5; 1Ti 3:11; Tit 2:3-5; Heb 13:5; 1Pe 2:12; 4:9.)

Aufseher zu werden: Ein Aufseher hat die Verantwortung, auf die ihm anvertrauten Brüder und Schwestern achtzugeben und sie zu beschützen. (Siehe Worterklärungen zu „Aufseher“.) Er muss im Glauben gefestigt sein und die Voraussetzungen erfüllen, die Paulus im Anschluss auflistet. Das hier verwendete griechische Wort kann auch mit „Aufsichtsamt“ übersetzt werden (Apg 1:20). Das bedeutet jedoch nicht, dass jemand, der ein solches „Amt“ hat, über seinen Brüdern und Schwestern steht. Paulus schrieb den Korinthern: „Nicht dass wir die Herren über euren Glauben sind, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude“ (2Ko 1:24 und Anm.; 1Pe 5:1-3).

guter Arbeit: Die Arbeit eines Aufsehers wird als „gut“ (oder „ehrenvoll“, „schön“; griechisch kalós) bezeichnet. Trotz allem ist es Arbeit (griechisch érgon). Ein Bibelkommentar schreibt zu dem entsprechenden Ausdruck: „Das Adjektiv drückt das Schöne, das Substantiv das Schwierige der Sache aus“. Ein Aufseher muss selbstlos sein – bereit, Opfer zu bringen und sich nach besten Kräften dafür einzusetzen, dass es anderen gut geht.

Der Aufseher: Paulus gebraucht das griechische Wort für „Aufseher“ hier im Singular (mit dem bestimmten Artikel). Das heißt aber nicht, dass es in jeder Versammlung nur einen einzigen Aufseher geben sollte. In Philippi z. B. gab es mehrere, denn Paulus richtete seinen Brief an die dortige Versammlung „einschließlich der Aufseher und Dienstamtgehilfen“. (Siehe Anm. zu Php 1:1; siehe auch Anm. zu Apg 20:28.)

dem nichts vorzuwerfen ist: Im Griechischen steht hier ein Wort, das auch mit „unangreifbar“ oder „über jede Kritik erhaben“ übersetzt werden kann. Ein Aufseher muss nicht perfekt sein, aber es darf keine berechtigten Vorwürfe gegen ihn geben. Seine Lebensweise und sein Verhalten anderen gegenüber sollte einwandfrei sein. Er muss sich an höchste moralische Prinzipien halten (2Ko 6:3, 4; Tit 1:6, 7). Nach Ansicht einiger Bibelwissenschaftler könnte man alle Erfordernisse für christliche Älteste mit diesem einen Ausdruck zusammenfassen.

der nur eine Frau hat: Jesus hatte Jehovas ursprünglichen Maßstab für die Ehe wiedereingeführt: die Monogamie (Mat 19:4-6). Daher durfte ein christlicher Aufseher nicht mehrere Ehefrauen haben, auch wenn das im mosaischen Gesetz erlaubt und unter Nichtchristen üblich war. Darüber hinaus war es damals – auch unter Juden – gang und gäbe, sich scheiden zu lassen und jemand anders zu heiraten. Doch Jesus lehrte, dass sich ein Christ nicht ohne biblischen Grund von seiner Frau scheiden lassen und eine andere heiraten durfte (Mat 5:32; 19:9). Das galt natürlich für alle Christen, aber von Ältesten und Dienstamtgehilfen wurde erwartet, mit gutem Beispiel voranzugehen (1Ti 3:12). Ein verheirateter Aufseher musste seiner Frau treu bleiben; er durfte sich auf sexuellem Gebiet nichts zuschulden kommen lassen (Heb 13:4).

in seinen Gewohnheiten maßvoll: Das entsprechende griechische Wort bedeutet wtl. „nüchtern“ und bezeichnete ursprünglich jemanden, der keinen oder nur wenig Wein trank. Später wurde damit jedoch auch eine ausgeglichene Person beschrieben, die sich beherrschen kann und einen kühlen Kopf bewahrt. Im vorliegenden Vers geht es darum, dass ein Aufseher in allen Bereichen des Lebens maßvoll sein muss. Zum Alkoholkonsum äußert sich Paulus im nächsten Vers.

gutes Urteilsvermögen haben: Oder „vernünftig sein“, „besonnen sein“. Das entsprechende griechische Adjektiv kann auch „umsichtig“, „verständig“, „beherrscht“ bedeuten und das dazugehörige Substantiv „Besonnenheit“, „Selbstbeherrschung“. Wer gutes Urteilsvermögen hat, bewertet Dinge ausgeglichen und urteilt nicht vorschnell.

ordentlich: Wtl. „geordnet“. Ein Aufseher muss ein anständiges, geregeltes Leben führen. Das entsprechende griechische Wort kann sich auch auf gutes Benehmen beziehen. Wer sich nichts sagen lässt oder allgemeine Anstandsregeln missachtet, eignet sich nicht als Aufseher (1Th 5:14; 2Th 3:6-12; Tit 1:10).

gastfreundlich: Alle Christen sollten gastfreundlich sein (Heb 13:1, 2; 1Pe 4:9). Doch ein Ältester muss mit gutem Beispiel vorangehen (Tit 1:8). Das griechische Wort für „Gastfreundschaft“ bedeutet wtl. „Liebe (Zuneigung) zu Fremden“. (Siehe Anm. zu Rö 12:13.) Das verwandte Adjektiv („gastfreundlich“) beschreibt laut Nachschlagewerken jemanden, der „Fremde und Besucher achtet“ oder „großzügig zu Gästen“ ist. In einem Bibelkommentar heißt es über einen gastfreundlichen Menschen: „Seine Tür und sein Herz müssen für Fremde offen sein.“ Man sollte nicht nur seinen Freunden, sondern auch anderen Gastfreundschaft erweisen. Christen werden z. B. aufgefordert, Ärmere in der Versammlung einzuladen oder reisende Aufseher aufzunehmen (Jak 2:14-16; 3Jo 5-8).

lehrfähig: Ein Aufseher muss ein guter Lehrer sein, d. h., er sollte seinen Glaubensbrüdern biblische Wahrheiten und moralische Prinzipien vermitteln können. Damit ein Ältester ermahnen, zurechtweisen oder Mut machen kann, muss er, wie Paulus im Titusbrief schreibt, „beim Lehren an der zuverlässigen Botschaft festhalten“ (Tit 1:5, 7, 9 und Anm.). Das Wort für „lehrfähig“ verwendet Paulus auch im 2. Timotheusbrief, wo er im Zusammenhang schreibt: „Ein Sklave des Herrn … [muss] sich beherrschen … und mit Milde die anleiten, die sich widersetzen“ (2Ti 2:24, 25). Ein Aufseher sollte in der Lage sein, überzeugende biblische Argumente zu liefern, vernünftigen Rat zu geben und das Herz seiner Zuhörer zu erreichen. (Siehe Anm. zu Mat 28:20.) Er muss sich gern in Gottes Wort vertiefen; schließlich soll er Personen lehren können, die selbst die Bibel studieren.

nicht gewalttätig: Wtl. „kein Schläger“. Das griechische Wort für „gewalttätig“ beschreibt in erster Linie jemanden, der andere buchstäblich schlägt. Es kann aber auch jemanden bezeichnen, der verbale Gewalt anwendet. Worte können genauso verletzen wie buchstäbliche Schläge. (Siehe Anm. zu Kol 3:8.) Wie Paulus lehrt, sollten Christen selbst in schwierigen Situationen sanft und freundlich bleiben. Dieser biblische Maßstab gilt besonders für Älteste. (Vgl. 2Ti 2:24, 25.)

vernünftig: Wtl. „nachgiebig“, „nachsichtig“. Da das entsprechende griechische Wort ein breites Bedeutungsspektrum hat, kann es auch mit „freundlich“, „mild“ oder „tolerant“ übersetzt werden. (Siehe Anm. zu Php 4:5.) Paulus will damit nicht sagen, dass ein Aufseher Verkehrtes tolerieren soll oder es mit Gottes Maßstäben nicht so genau nehmen muss. Hier geht es vielmehr um Geschmacksfragen. In solchen Fällen sollte ein Ältester gern auf die Wünsche anderer eingehen. Er beharrt nicht auf seinem Recht und besteht nicht darauf, dass alles so gemacht wird, wie es schon immer gemacht wurde. Ist etwas Ansichtssache, lässt er anderen ihre Meinung, und wenn sich Umstände ändern, ist er anpassungsfähig. Ein Aufseher tritt zwar fest für biblische Gesetze und Grundsätze ein, bleibt dabei aber ausgeglichen und liebevoll. Vernünftigkeit ist eine Facette der Weisheit Gottes und ein Wesensmerkmal von Jesus Christus (Jak 3:17; siehe Anm. zu 2Ko 10:1). Alle Christen sollten als vernünftig bekannt sein (Tit 3:1, 2).

nicht streitsüchtig: Siehe Anm. zu Tit 3:2.

nicht geldliebend: Wer seine Zeit und Kraft darauf verwendet, einen hohen Lebensstandard zu haben, kann sich nicht gleichzeitig angemessen um „die Herde Gottes“ kümmern (1Pe 5:2). Er kann seinen Glaubensbrüdern nicht helfen, sich um ewiges Leben „im kommenden Weltsystem“ zu bemühen, wenn er selbst an den materiellen Dingen dieser Welt hängt (Luk 18:30). Auch wäre er unglaubwürdig, wenn er anderen rät, „ihre Hoffnung nicht auf unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott“ (1Ti 6:17). Folglich ist ein Bruder, der Geld liebt, als Aufseher ungeeignet. Darüber hinaus wird von allen Christen erwartet, nicht am Geld zu hängen (Mat 6:24; 1Ti 6:10; Heb 13:5).

der seinem eigenen Haushalt gut vorsteht: Mit „vorstehen“ ist nicht gemeint, mit harter Hand über die Familie zu herrschen, sondern liebevoll für sie zu sorgen. Das wird am folgenden Vers deutlich. Dort vergleicht Paulus die Art, wie ein Mann seiner Familie vorsteht, damit, wie ein Aufseher für „die Versammlung Gottes“ sorgt (1Ti 3:5). Das griechische Verb für „sorgen“ beinhaltet einem Bibelkommentar zufolge „sowohl den Gedanken von Führung (Leitung) als auch von Fürsorge“. (Siehe Anm. zu 1Ti 3:5.)

vorsteht: Oder „führt“. (Siehe Anm. zu Rö 12:8.)

der Kinder hat, die gehorsam sind und sich gut benehmen: Wtl. „der Kinder hat in Unterordnung mit aller Ehrbarkeit“. Die griechische Formulierung für „mit aller Ehrbarkeit“ (oder „mit allem Ernst“) bezieht sich offenbar auf die Kinder und nicht, wie einige meinen, auf den Vater. Kinder verhalten sich ehrbar, wenn sie gehorsam sind, Respekt zeigen und „sich gut benehmen“. Damit ist nicht gemeint, dass sie kleine Erwachsene sein müssen. Ihr Verhalten hängt vom Alter und der jeweiligen Situation ab. Die Bibel zeigt, dass es ganz normal ist, wenn Kinder lachen und spielen (Luk 7:32; vgl. Pr 3:4; Jes 11:8). Wie Paulus in 1Ko 13:11 schreibt, hat er als Kind nicht so gedacht, geredet oder argumentiert wie als Erwachsener.

für … sorgen: Dasselbe griechische Verb kommt auch in der Geschichte vom barmherzigen Samariter vor. Dort wird erzählt, wie sich ein Samariter um einen Mann kümmerte, der überfallen worden war (Luk 10:34, 35). Genauso fürsorglich sollte sich ein Aufseher um die Brüder und Schwestern seiner Versammlung kümmern.

Neubekehrter: Wtl. „Neugepflanzter“. Das entsprechende griechische Wort ist ein bildlicher Ausdruck für jemanden, der noch nicht lange Christ ist. (Vergleiche 1Ko 3:6-8, wo Paulus das Jüngermachen mit dem Pflanzen vergleicht.) Paulus macht hier deutlich: Aufseher müssen reife Christen sein und sollten nicht erst seit Kurzem getauft sein.

vor Stolz aufgeblasen: Siehe Anm. zu 2Ti 3:4.

und das Urteil erhält, das über den Teufel gefällt worden ist: Paulus führt hier als warnendes Beispiel den Teufel an, der ursprünglich ein vollkommenes Geistgeschöpf war. Doch anstatt Gottes Auftrag treu auszuführen, wurde er „vor Stolz aufgeblasen“. Stolz, Selbstsucht und Ehrgeiz stürzten ihn ins Verderben. Wie Paulus an diesem Beispiel zeigt, sollte ein Mann über längere Zeit hinweg beweisen, dass er von Herzen demütig ist, bevor man ihm Verantwortung als Aufseher in der Christenversammlung überträgt. Wer demütig ist, orientiert sich an Jesus, dem es nie darum ging, mehr Autorität zu besitzen (Php 2:5-8; Heb 5:8-10).

damit ihm nichts vorzuwerfen ist und er nicht in eine Schlinge des Teufels gerät: Wer als Aufseher dient, muss „bei Außenstehenden einen guten Ruf haben“. Würde jemand ernannt werden, bei dem das nicht der Fall ist, könnte über ihn, die Versammlung und vor allem über Jehova schlecht geredet werden. Außerdem würde derjenige in der Gefahr stehen, in eine „Schlinge des Teufels“ zu geraten. Zum Beispiel könnte er Stolz oder Ehrgeiz entwickeln und Gott ungehorsam werden (1Ti 3:6; 2Ti 2:26). Die Wortwahl von Paulus lässt auch den Gedanken zu, dass es zu den Schlingen des Teufels gehört, wenn einem Aufseher etwas vorgeworfen werden kann. Der Teufel würde nur zu gern sehen, dass der schlechte Ruf eines einzelnen Ältesten die ganze Versammlung in Verruf bringt.

Dienstamtgehilfen: Oder „Helfer“. Das entsprechende griechische Wort diákonos (wtl. „Diener“, „Gehilfe“) bezieht sich hier auf Brüder, die in der Versammlung zu Helfern der Ältestenschaft ernannt wurden. Offensichtlich erledigten sie verschiedene praktische Arbeiten, damit in der Versammlung alles reibungslos ablaufen konnte. Dank ihrer Hilfe konnten sich die Ältesten auf ihre Aufgaben als Lehrer und Hirten konzentrieren. (Siehe Worterklärungen zu „Dienstamtgehilfe“ und Anm. zu Php 1:1; siehe auch Anm. zu Mat 20:26.)

ernsthaft: Das entsprechende griechische Wort ist auch in 1Ti 3:11 und Tit 2:2 mit „ernsthaft“ wiedergegeben; es kann auch „würdevoll“, „ehrbar“ oder „ehrenhaft“ bedeuten. Damit sich jemand als Dienstamtgehilfe eignet, muss er sich so verhalten, dass andere ihn respektieren können. Er sollte vertrauenswürdig und zuverlässig sein und seine Aufgaben ernst nehmen.

doppelzüngig sein: Oder „unaufrichtig reden“. Wtl. „zweimal redend“. Dieser Ausdruck vermittelt den Gedanken, dass jemand andere durch Worte täuscht. Ein Dienstamtgehilfe oder Ältester muss aufrichtig sein. Zum Beispiel darf er anderen nicht zu seinem eigenen Vorteil schmeicheln oder sie mit Worten manipulieren. Er darf andere auch nicht irreführen, etwa indem er dem einen dies und dem anderen das erzählt (Spr 3:32; Jak 3:17). Stattdessen sagt er offen die Wahrheit und steht zu seinem Wort.

auf unehrlichen Gewinn aus: Das entsprechende griechische Wort, das hier und in Tit 1:7 steht, bezeichnet einem Nachschlagewerk zufolge jemanden, der „in unanständiger Weise auf Gewinn oder Profit aus“ ist. (Vgl. 1Ti 3:3; 1Pe 5:2.) Wer Geld liebt, setzt sein Verhältnis zu Jehova aufs Spiel; wer habgierig ist, wird „das Königreich Gottes nicht erben“ (1Ko 6:9, 10; 1Ti 6:9, 10). Verständlicherweise eignet sich so jemand nicht als Ältester oder Dienstamtgehilfe. Es könnte sonst leicht passieren, dass er seine Glaubensbrüder ausnutzt. Männer mit einem Dienstamt kümmern sich z. B. um Geldangelegenheiten der Versammlung oder um die finanzielle Unterstützung von Bedürftigen. Wäre jemand „auf unehrlichen Gewinn aus“, könnte er versucht sein, Geld zu unterschlagen (Joh 12:4-6). Das würde nicht nur der Versammlung schaden, sondern auch Jehova verletzen.

das heilige Geheimnis des Glaubens: Damit sind offensichtlich die Lehren des christlichen Glaubens gemeint. Sie waren so lange geheim oder unbekannt, bis Gott sie denen offenbarte, die seinem Sohn nachfolgten. Dienstamtgehilfen waren somit nicht nur für praktische Aufgaben zuständig. Sie mussten auch fest für die Wahrheiten eintreten, die Gott offenbart hatte, d. h. bereit und imstande sein, den christlichen Glauben zu verteidigen.

mit reinem Gewissen: Siehe Anm. zu Rö 2:15.

Frauen müssen ebenfalls: Nach den Erfordernissen für Älteste und Dienstamtgehilfen erwähnt Paulus Eigenschaften, die Frauen besitzen sollten. Das griechische Wort für „Frau“ kann auch konkret eine verheiratete Frau meinen (1Ti 3:2, 12). Der Rat im vorliegenden Vers gilt für alle Frauen, ist aber besonders für die Frauen von Ältesten und Dienstamtgehilfen wichtig.

der Mann von nur einer Frau: Siehe Anm. zu 1Ti 3:2.

gut vorstehen: Siehe Anm. zu 1Ti 3:4.

frei und offen reden: Siehe Anm. zu 2Ko 7:4.

Haus Gottes: Paulus bezeichnet die gesamte Versammlung gesalbter Christen als „Haus Gottes“. Der Vergleich mit einem Haus oder einer Hausgemeinschaft kommt in den Christlichen Griechischen Schriften mehrmals vor. (Siehe Anm. zu Gal 6:10; Eph 2:19.) Er vermittelt den Gedanken, dass die Versammlung wie eine Familie organisiert ist. Unter Christen herrscht eine familiäre Atmosphäre, in der sich jeder wohlfühlt.

des lebendigen Gottes: Diese Bezeichnung kommt häufig in den Hebräischen Schriften vor (5Mo 5:26; 1Sa 17:26, 36; Jes 37:4, 17). In Ephesus und anderswo verehrte man damals leblose Götzen. Paulus stellt dem gegenüber, dass Jehova ein „lebendiger Gott“ ist. Vielleicht wollte er die Christen damit auch an die Überlegenheit ihres Glaubens erinnern.

eine Säule und Stütze der Wahrheit: Paulus beschreibt die Christenversammlung hier mit zwei Begriffen aus der Architektur. Säulen gehörten in der Antike zum Baustil vieler großer Gebäude; sie konnten schwere Dachkonstruktionen halten. Vielleicht dachte Paulus an den Tempel in Jerusalem oder an eindrucksvolle Bauten in Ephesus, wo sich Timotheus damals aufhielt. (In Gal 2:9 ist ebenfalls von „Säulen“ die Rede; siehe Anm.) Im vorliegenden Vers bezeichnet Paulus die gesamte Christenversammlung als eine Säule, die die Wahrheit hochhält. Das griechische Wort für „Stütze“ wird definiert als „das, was einer Sache eine feste Grundlage gibt“. Es kann auch mit „Fundament“, „Stützpfeiler“ oder „Bollwerk“ wiedergegeben werden. Durch die Kombination der Wörter „Säule“ und „Stütze“ betont Paulus, dass es Aufgabe der Versammlung ist, die heiligen Wahrheiten aus Gottes Wort hochzuhalten und für sie einzutreten. Vor allem Älteste müssen „das Wort der Wahrheit“ richtig handhaben (2Ti 2:15). Paulus betrachtete das als äußerst wichtig; er wollte, dass Timotheus die Versammlung nach besten Kräften stärkte, bevor die große Abtrünnigkeit kommen würde.

das heilige Geheimnis dieser Gottergebenheit: Die griechischen Substantive für „heiliges Geheimnis“ und „Gottergebenheit“ erscheinen nur in diesem Vers zusammen. (Siehe Anm. zu Mat 13:11; 1Ti 4:7.) Das hier erwähnte „heilige Geheimnis“ dreht sich um die Frage: Kann ein Mensch sein Leben lang Gott vollkommen ergeben sein? Adam versagte auf diesem Gebiet, als er sich gegen Jehova auflehnte. Von da an stand die Frage im Raum, und die Antwort darauf blieb rund 4000 Jahre lang ein Geheimnis. Keiner der unvollkommenen Nachkommen von Adam und Eva schaffte es, Gott vollkommen ergeben zu sein (Ps 51:5; Pr 7:20; Rö 3:23). Doch Jesus, der wie Adam vollkommen war, blieb Gott vollständig ergeben – in allem, was er dachte, sagte und tat, und das sogar unter schwersten Prüfungen (Heb 4:15; siehe Anm. zu 1Ko 15:45). Seine enge Bindung zu Jehova beruhte auf selbstloser, von Herzen kommender Liebe. Jesus beantwortete ein für allemal die Frage der Gottergebenheit und lüftete so dieses heilige Geheimnis.

Gottergebenheit: Das griechische Wort für „Gottergebenheit“ wird in der Anm. zu 1Ti 4:7 näher erklärt; siehe auch Anm. zu 1Ti 2:2.

„Er … aufgenommen“: Der gesamte Text in Anführungszeichen war möglicherweise eine unter den damaligen Christen bekannte Redewendung oder stammte aus einem christlichen Lied. (Vgl. Anm. zu Eph 5:19.) Bibelwissenschaftler schlussfolgern das aus der Satzstruktur, dem Rhythmus und den parallelen Gedanken des griechischen Textes.

Er wurde als Mensch offenbart: Wtl. „Er wurde im Fleisch offenbart“. Damit ist Jesus gemeint, und zwar offensichtlich von dem Moment an, als er sich im Jordan taufen ließ. (Siehe Anm. zu Mat 3:17.) Von da an war Jesus von Nazareth der Messias oder Gesalbte Jehovas. Er stammte zwar aus dem Himmel, doch auf der Erde war Jesus ein vollkommener Mensch aus Fleisch und Blut. Er bezeichnete sich selbst oft als „der Menschensohn“ (Mat 8:20; siehe Worterklärungen zu „Menschensohn“).

Er wurde … als Geist für gerecht erklärt: Das geschah, als Jehova seinen Sohn als Geistwesen auferweckte (1Pe 3:18). Bei seiner Auferstehung erhielt Jesus von seinem Vater Unsterblichkeit (Rö 6:9; 1Ti 6:16). Dadurch bestätigte Jehova, dass sich Jesus in jeder Hinsicht als gerecht erwiesen hatte. (Siehe Anm. zu Rö 1:4.)

Er erschien Engeln: Nach seiner Auferstehung erschien Jesus untreuen Engeln bzw. Dämonen, um ihnen das Strafurteil Gottes zu verkünden (1Pe 3:18-20). Es handelte sich um die Engel, die zur Zeit von Noah gegen Gott rebelliert hatten. Sie sind jetzt sozusagen mit Ketten gefesselt – sie befinden sich in geistiger Dunkelheit und können offensichtlich nicht mehr Menschengestalt annehmen (2Pe 2:4; Jud 6).

Er … wurde unter den Völkern gepredigt: Von Pfingsten 33 u. Z. an predigten die Christen den Juden und Proselyten; das schloss auch diejenigen ein, die verstreut unter den anderen Völkern lebten (Apg 2:5-11). Danach wurde die gute Botschaft auch den Samaritern bekannt gemacht (Apg 8:5-17, 25). Im Jahr 36 u. Z. predigte Petrus schließlich Kornelius und anderen unbeschnittenen Nichtjuden, die sich in dessen Haus versammelt hatten (Apg 10:24, 34-43). Später verbreiteten Paulus, Timotheus und weitere Missionare die gute Botschaft in Kleinasien und in Europa (Apg 16:10-12). Um 60/61 u. Z. konnte Paulus schreiben, dass die gute Botschaft über Christus „in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel gepredigt worden ist“ (Kol 1:23 und Anm.; siehe auch Apg 17:6; Rö 1:8; 15:24, 28; Kol 1:6; Anh. B13 und Mediengalerie, „Pfingsten 33 u. Z. und die Verbreitung der guten Botschaft“).

Man glaubte an ihn in der Welt: Die Christen im 1. Jh. verbreiteten die gute Botschaft über Jesus „bis zum entferntesten Teil der Erde“ (Apg 1:8 und Anm.). Dadurch kamen Menschen in den verschiedensten Teilen der Welt zum Glauben. Die Apostelgeschichte berichtet z. B. von neuen Gläubigen in Antiochia (Pisidien), Lystra, Ikonion (Apg 13:48; 14:21, 23), Philippi (Apg 16:12, 33, 34), Thessalonich (Apg 17:1, 4), Beröa (Apg 17:10-12), Athen (Apg 17:16, 34) und Ephesus (Apg 19:17-20).

er wurde in Herrlichkeit aufgenommen: Hier geht es um Jesu Himmelfahrt (Apg 1:9, 10). Jehova ließ Jesus an seiner rechten Seite Platz nehmen und verlieh ihm mehr Herrlichkeit als jedem anderen Geschöpf (Mat 28:18; Joh 17:5; Php 2:9; Heb 1:3, 4).

Medien

Timotheus trifft sich mit den anderen Ältesten der Versammlung in Ephesus
Timotheus trifft sich mit den anderen Ältesten der Versammlung in Ephesus

Timotheus ist Ältester in der Versammlung in Ephesus und erhält einen Brief von Paulus (1Ti 1:3). Der inspirierte Brief enthält für Timotheus und seine Mitältesten wertvollen Rat. Paulus zählt darin auf, welche Voraussetzungen ein Bruder erfüllen muss, um in der Versammlung zum Ältesten oder Dienstamtgehilfen ernannt zu werden (Apg 20:17, 28; 1Ti 3:1-10, 12, 13). Er fordert Timotheus auf, „ein Vorbild für die Treuen“ zu sein. Außerdem soll sich Timotheus auf das Vorlesen, Ermahnen und Lehren konzentrieren (1Ti 4:12, 13). Paulus erinnert ihn auch daran, die besondere Gabe bzw. Aufgabe nicht zu vernachlässigen, die er von der Ältestenschaft erhalten hat (1Ti 4:14).

„Er wurde als Mensch offenbart“
„Er wurde als Mensch offenbart“

Auf dem Foto sieht man eine Seite aus dem Codex Sinaiticus, einer Pergamenthandschrift aus dem 4. Jh. Der Bildausschnitt zeigt einen Teil von 1Ti 3:16, wo es wörtlich heißt: „Er wurde im Fleisch offenbart.“ Wie man sieht, wurden über dem ursprünglichen Text jedoch zwei Buchstaben eingefügt, um aus dem griechischen Wort für „er“ das Wort für „Gott“ zu machen. (Diese Änderung wurde später vorgenommen, vermutlich erst im 12. Jh.) In anderen alten Handschriften findet man hier ähnliche Textänderungen. Einige Bibelübersetzungen geben die Stelle daher folgendermaßen wieder: „Gott ist geoffenbart worden im Fleisch“ (Schlachter 2000) oder „Gott ist offenbart im Fleisch“ (ältere Ausgaben der Lutherbibel). Dadurch entsteht der Eindruck, Gott selbst sei ein Mensch aus Fleisch und Blut geworden. Wie Nachschlagewerke aufzeigen, ist die Lesart „Gott“ im ursprünglichen Text von griechischen Handschriften aus der Zeit vor dem 8. oder 9. Jh. jedoch nicht zu finden. (Siehe z. B. A Textual Guide to the Greek New Testament von Roger L. Omanson, herausgegeben von der Deutschen Bibelgesellschaft.) Ein sorgfältiger Vergleich von alten Handschriften ermöglicht es Textforschern, die wenigen fehlerhaften Lesarten zu identifizieren, die sich in jüngere Abschriften eingeschlichen haben. (Siehe Anh. A3 und Worterklärungen zu „Codex Sinaiticus“.)